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Die Sprache der Vorstellungskraft

Wenn man in seine innere Realität versinkt, mag der westliche Denker verwirrt sein über den Mangel an Struktur und das weitreichende Thema der Meditation, welche in der Herangehensweise an Spiritualität in der östlichen Hemisphäre als alltäglich angesehen werden. Umfassende wissenschaftliche und technologische Fortschritte treiben uns in eine Neue Zukunft, jedoch verlieren wir uns selbst auf dem Weg dorthin. Statt nach innen zu blicken, lenken wir uns selbst nach außen ab. Für eine neuere Generation, die nach religiöser Erfahrung und spirituellem Engagement sucht, wird Meditation jetzt als Kapital gesehen; Hypnose findet man beim endlosen Scrollen auf Bildschirmen.

 

Die normalerweise gegensätzlichen östlichen und westlichen Annäherungen an Spiritualität können jedoch harmonisch zusammenlaufen und ihren Mittelpunkt im Bereich der Symbologie finden. Die Praxis der Symbologie in der Kunst verbindet unsere individualistischen Bestrebungen und persönlichen Fragen auf breiter Ebene, vereint das Kollektiv als Ganzes, öffnet Raum und regt den Dialog untereinander an, über Themen aus den tiefsten Tiefen unseres Geistes. Das Unterbewusstsein, angeregt durch die symbolische Analyse, tritt in den Vordergrund.

 

Rita Sabos Verwendung von Farben und abstrakten Motiven ist kein Traumland-Impressionismus der Realität; stattdessen entscheidet sie sich dafür in die schattigen Kammern unserer Vorstellungskraft einzutauchen und fördert die Erforschung des verwinkelten Territoriums unseres Unterbewusstseins. Kaleidoskopisch, ermutigt und hyperpigmentiert; gleichzeitig jedoch geordnet und unendlich. Die Wiederholung von Farben, Symbolen und Formen ermöglicht es dem Betrachter, eher aus dem Unterbewusstsein als mit dem Auge selbst zu sehen.

 

Neben Sabos Verwendung von Symbolen und dem Unterbewusstsein ist die erforschte Erzählung, die am besten durch Jungs Theorie der Anima und Animus erklärt werden kann: das heißt, die unbewusste weibliche Seite einer Frau bzw. die unbewusste männliche Seite einer Frau. Es gibt kein unbewegliches, unveränderliches weibliches oder männliches Wesen, ungeachtet dessen, wie die moderne Gesellschaft auf diese Erzählung gedrängt hat. Das weibliche Fassungsvermögen für Emotionen und Spiritualität, die männliche Befürworterin von Struktur und Stärke; Das Schwanken zwischen diesen beiden Qualitäten entfremdet uns nicht voneinander, vielmehr haben diese Vorstellungen die Fähigkeit, uns zu ermöglichen, verbunden zusammen zu gedeihen. Wenn beide Seiten unserer dualen Natur in unserem Bewusstsein zusammengehalten werden, wenn wir unsere angeborene Reihe von Eigenschaften in uns selbst und einander erforschen, offenbart sich uns eine Kraft der Vollständigkeit. Sabos Anerkennung dieses Paradigmas zeigt sich in ihrer Oszillation von Figuren, die sowohl traditionell männlich als auch weiblich sind, ohne ein übergreifendes Geschlecht zu verwenden. Wie am stärksten in ihren Skulpturen und Schmuckdesigns der Sacra-Kollektion für Saboteur zu sehen ist, werden Elemente des Männlichen und Weiblichen unabhängig voneinander repräsentiert, winden sich jedoch umeinander, verlieren ihren Anfang und ihr Ende und bilden eine neue Kraftstruktur, anstatt zwei getrennt schwingende Wesenheiten, die eine kraftvolle Grundlage für eine neue vollkommene Existenz schaffen.

 

Kernstücke von Sabos spirituellem Opus, die ihren von ihrer Seele geleiteten Gemälden auf Leinwand entnommen sind, werden hier ins Digitale übersetzt und mit ausgedehnten biomorphen Bewegungen zum Leben erweckt. Der endlose Strom fördert einen Zustand der Hypnose und Erleuchtung durch Mandala. Die beeindruckenden Archetypen, die man häufig in Sabos Werken findet – die Anziehungskraft des Liebhabers, die Freiheit des Entdeckers, die Kraft des Magiers – ebben und fließen und verformen sich ineinander, verschmelzen diese unterschiedlichen Rollen zu einer alles verzehrenden kollektiven Erfahrung des Selbst.